Wenn man ein Stück aus Berlin rausfährt, kann man natürlich die Schönheit der Natur an idyllischen Orten bewundern – oder auch der Geschichte Deutschlands auf spannende Weise nachspüren und beeindruckende Lost Places entdecken. Von der„Verbotenen Stadt“, die früher auch als „Klein Moskau“ bekannt war, bis hin zu einem verlassenen Sanatorium, in dem preisgekrönte Filme wie „Der Pianist“ gedreht wurden – Brandenburg bietet Orte, die einfach zum Staunen und Entdecken einladen. Doch auch für alle, die dafür nicht die Stadt verlassen wollen, gibt es innerhalb Berlins einiges zu entdecken – darunter ein faszinierender Berg, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg vom gewöhnlichen Skihang zur NSA-Abhörstation entwickelte. Heute könnt ihr in diesem geschichtsträchtigen Wahrzeichen elektronische Beats genießen – und Berlins Lieblingsgenre an einem der außergewöhnlichsten Techno-Tempel der Stadt erleben!

Funktion trifft Form
Im Berliner Grunewald ragt ein Berg hervor, der durch seine ungewöhnliche Architektur beeindruckt. Weiße, kuppelförmige Radome erinnern an riesige Golfbälle. Ein mehrstöckiger Betonturm und funktional-schlichte, teils aus Fertigbauelementen errichtete Nebengebäude vervollständigen das Bild. Es handelt sich um den Teufelsberg – eine Anlage, deren Architektur sich ideal für die Nutzung als Abhörstation eignete. Die Radome dienten der Abschirmung sensibler Antennen- und Funkanlagen. Unter der höchsten Kuppel befand sich das technische Herzstück der Station. Die Plattformen wurden sowohl zur Montage als auch als Aussichtspunkte genutzt. Der einfache, zweckmäßige Bau der übrigen Gebäude spiegelt den pragmatischen Militärstil der 1960er- und 70er-Jahre wider – Funktion stand klar vor Form.
Von der NSA-Abhörstation zum heutigen Techno-Tempel
Der Teufelsberg mit seinen überragenden 120 Metern über NN, davon 80 Meter künstlich aufgeschüttet, ist ein echter multifunktionaler Hotspot. Vom Relikt des Kalten Krieges hat sich diese Kultlocation zu einem Ort für Kunstinstallationen und zum Open-Air-Techno-Tempel gewandelt. Die außergewöhnliche Architektur schafft eine Atmosphäre, wie man sie in Berlin kein zweites Mal findet. Während „Beats in der U-Bahn“ noch Zukunftsmusik sind und der Garten des Hamburger Bahnhofs im Sommer mit einigen coolen Technonächten lockt, gibt es keinen vergleichbar besonderen Ort für Techno wie den Teufelsberg. Bei gutem Wetter hallen elektronische Klänge durch verfallene Hallen und ihr könnt die Musik auf eine ganz eigene, fast rituelle Weise erleben.
Bei Events wie dem Beatgarten, den Sunset Sessions oder anderen Open-Airs wird dort getanzt, wo einst Informationen aus dem Ostblock abgefangen wurden. Eine faszinierende Mischung aus Natur, elektronischer Musik und Lost-Place-Charme zieht sowohl Szene-Kenner als auch Neugierige an. Für rund 12 € Eintritt bekommt ihr kein klassisches Club-Erlebnis, sondern ein Techno-Ritual unter freiem Himmel – mit Blick auf eine Stadt, die Techno nicht nur liebt, sondern lebt. In Berlin, wo der Club-Einlass weltweit als einer der härtesten gilt und man zwischen unzähligen Techno-Spots wählen kann, zeigt der Teufelsberg: Nicht mal ein Brand kann diese Szene stoppen. Ein Beispiel ist die Wilde Renate, die nach dem kürzlichen Brand ihr Programm nahtlos fortgesetzt hat.