Klar, man kann nur eine Stunde von Berlin entfernt beeindruckende Naturjuwelen entdecken – wie aus dem Märchen. Oder weiter südlich dem Herz des Mittelalters nachspüren. Doch für den echten Spannungskick geht nichts über einen Lost Place: einst Heilanstalt für Lungenerkrankungen, später faszinierende Kulisse preisgekrönter Filmproduktionen. Jetzt verraten wir euch, um welchen Ort es sich handelt und welche ikonischen Filme hier im Laufe der Jahre gedreht wurden!

Verlassenes Sanatorium wird zur Kulisse für Hollywoodfilme
Nur 50 Kilometer vom Großstadttrubel entfernt liegt, tief im Wald verborgen, in der Kleinstadt Beelitz ein verlassenes Sanatorium: die Beelitz-Heilstätten – heute der wohl berühmteste Lost Place in der Nähe Berlins. Ursprünglich errichtet zur Behandlung von Lungenkranken, die durch die frische Waldluft genesen sollten, wurde die Anlage im Ersten und Zweiten Weltkrieg zum Militärlazarett. Nach 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände und machte es zum größten sowjetischen Militärkrankenhaus außerhalb Russlands.
Die Atmosphäre der Beelitz-Heilstätten ist so einzigartig, dass sogar Hollywood hier drehte – unter anderem Szenen des preisgekrönten Films „Der Pianist“ (2002). Die eindrucksvolle Architektur und der morbide Charme der verfallenen Gebäude verliehen dem Ort ein authentisches Flair, das sich perfekt für die Darstellung des zerstörten Warschauer Ghettos eignete. Besonders die verfallenen Korridore und Ruinen der ehemaligen Chirurgie wurden intensiv genutzt. Ihr realer Verfallszustand erinnerte stark an echte Kriegsschauplätze und machte aufwendige Kulissen überflüssig. Regisseur Roman Polański, selbst ein Überlebender des Warschauer Ghettos, suchte bewusst nach Orten, die eine glaubwürdige Kriegsatmosphäre ausstrahlten. Obwohl Beelitz ursprünglich als Krankenhaus erbaut wurde, wurde es im Film nicht als solches inszeniert – vielmehr diente es als gespenstische Kulisse für eine von Krieg und Zerstörung gezeichnete Stadt.

Die Beelitz-Heilstätten dienten nicht nur als Kulisse für „Der Pianist“, sondern auch für weitere namhafte Filmproduktionen. Dazu zählt unter anderem „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (2008) mit Tom Cruise. Für diesen Historienfilm wurden die Gebäude als Schauplatz für militärische Einrichtungen und Büros des NS-Regimes genutzt.
Im Jahr 2016 kamen die Heilstätten erneut zum Einsatz – diesmal für den Mystery-Thriller „A Cure for Wellness“. Anders als bei früheren Produktionen wurde das Gelände dabei gezielt und aufwendig restauriert, um die Atmosphäre einer düsteren, alpinen Heilanstalt zu schaffen. Große Teile des Films wurden direkt vor Ort gedreht und die Kulisse wurde bewusst so hergerichtet, dass sie gleichzeitig authentisch und verstörend wirkt.

Wozu dient das verlassene Sanatorium heute?
Seit 2015 gibt es auf dem Gelände der ehemaligen Heilstätte den ersten Baumkronenpfad Brandenburgs. Der barrierefreie Steg ist knapp 800 Meter lang und verläuft in 17 bis 23 Metern Höhe über die bewachsene Ruine des sogenannten „Alpenhauses“. Am Ende des Pfads erwartet Besucher ein 40 Meter hoher Aussichtsturm mit Panoramablick über die Anlage und den umliegenden Wald. Der Eintritt kostet 17 € für Erwachsene. Kinder ab 7 Jahren zahlen rund 12 €, Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt.
Wer tiefer in die Geschichte der Heilstätten eintauchen will, kann aus mehreren Führungen wählen. Besonders beliebt ist die Tour „Zeitwandel“, die größtenteils draußen stattfindet und mit einem kurzen Besuch der alten Chirurgie endet. Mehr Einblicke in die Innenräume bietet die Alpenhaus-Tour, die durch Speisesaal, Küche und Badetrakte führt. Für Detailverliebte gibt es eine eigene Chirurgie-Führung, und wer sich für Technik und verborgene Strukturen interessiert, kann bei den „Beelitzer Unterwelten“ alte Tunnel und Versorgungssysteme erkunden. Die Pförtner-Tour schließlich verbindet mehrere Bereiche zu einem umfassenden Rundgang.
Worauf wartet ihr noch? Ein verlassenes Sanatorium, das frei zugänglich ist, findet man nicht alle Tage. Taucht ein in die Geschichte, spürt die besondere Atmosphäre – und lasst die Gänsehaut wirken, während ihr über das Gelände streift und durch die stillen Innenräume geht.