Berlins Gastronomie ist nicht nur deutschlandweit, sondern auch international bekannt. Denn die Hauptstadt begeistert nicht nur mit ihrer legendären Musikszene, den besten Technoclubs und den härtesten Türen der Welt, sondern ebenso mit einer Kulinarik, die durch Qualität, Vielfalt und Kreativität beeindruckt. Von den erstklassigen Restaurants auf der Kantstraße über die Michelin-Sterne-Restaurants bis hin zu traditionellen Juwelen wie dem ältesten Restaurant der Stadt – das gastronomische Repertoire Berlins kennt kaum Grenzen. Während moderne Lokale mit innovativen Fusionen immer beliebter werden, sehnen wir uns manchmal einfach nach einem traditionellen Gericht. Besonders in der kalten Jahreszeit verspüren wir das Bedürfnis nach etwas Warmem und Deftigem, das uns von innen heraus glücklich macht. Im „Zur Gerichtslaube“ ist genau das möglich: Hier genießt ihr nicht nur klassische Berliner und Brandenburger Küche, sondern erlebt zugleich die historische Atmosphäre einer ehemaligen Gerichtsstätte – ein echtes Erlebnis!

Im Nikolaiviertel in Mitte, dem Herzen der Stadt, befindet sich in der Poststraße 28 ein historisches Lokal mit einer bewegten und teils brutalen Geschichte. Der Name „Zur Gerichtslaube“ kommt nicht von ungefähr – denn tatsächlich wurden hier einst Gerichtsverhandlungen abgehalten und Urteile verkündet. Errichtet wurde dieser Ort bereits im Jahr 1270 im Stil der Backsteingotik (Brick Gothic). Die ursprüngliche Gerichtslaube war Teil des Berliner Rathauses und diente als Zentrum der städtischen Gerichtsbarkeit. Im Erdgeschoss befand sich der „Schöffenstuhl“, an dem die Richtersitzungen stattfanden, während im Obergeschoss der Ratsstuhl untergebracht war.
Ein besonderes architektonisches Detail war der umlaufende Fries an der zentralen Mittelsäule im Erdgeschoss. Die dort dargestellten Szenen von Lastern und Torheiten in Tiergestalt dienten als moralische Mahnung und Warnung vor Fehlverhalten. Neben der Gerichtslaube bestand zudem ein direkter Anschluss an eine Pranger- oder Galgenanlage – sie war also nicht nur Ort der Rechtsprechung, sondern auch der Bestrafung und öffentlichen Zurschaustellung. Laut historischen Quellen wurden hier zwischen 1391 und 1448 über 100 Exekutionen dokumentiert – darunter ein 14-jähriger Junge, der wegen des Diebstahls eines Herings gehängt wurde, und eine Frau, die für den Diebstahl eines Mantels lebendig begraben wurde.

1871 wurde beim Bau des Roten Rathauses das alte Rathaus mitsamt der ursprünglichen Gerichtslaube abgerissen. Im Zuge der Neugestaltung des Nikolaiviertels anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums Berlins (1987) entstand eine freihändige Rekonstruktion des historischen Gebäudes. Dabei orientierte man sich an den historischen Vorbildern, setzte jedoch moderne Materialien und gestalterische Anpassungen ein – eine Interpretation der einstigen Gerichtslaube.
Heute befindet sich in dieser Nachbildung das Restaurant „Zur Gerichtslaube“, das traditionelle Berliner und Brandenburger Küche in historischem Ambiente serviert. Auf der Speisekarte stehen Klassiker wie Braten, Knödel, regionale Spezialitäten und saisonale Gerichte. Eine besondere Spezialität auf der Speisekarte ist außerdem das älteste überlieferte Berliner Hoppelpoppel-Rezept der Stadt – es stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Interieur verbindet mittelalterliche Elemente, Gewölbe und rustikale Details mit einem modernen Gästeraumdesign. Genießt euren Besuch in diesem Alt-Berliner Restaurant mit nostalgischem Flair – ein Ort, an dem Geschichte und Genuss aufeinandertreffen.