Das Graue Kloster im Herzen Berlins ist nur schwer zu übersehen. Die Ruine unweit des Alexandersplatzes ist ein Zeugnis für das reiche historische und wissenschaftliche Erbe der Hauptstadt. Das 1249 gegründete Kloster hat die Wogen der Zeit überdauert und die Entwicklung Berlins von einer bescheidenen Stadt zu der pulsierenden Metropole, die sie heute ist, miterlebt. Wir nehmen seine Geschichte unter die Lupe!
Klosterentstehung
Namentlich erstmals erwähnt wird die Niederlassung des Franziskanerorderns in Urkunden aus dem Jahr 1249. Der Mönchsorden war um 1210 gegründet worden und stellte eine erfrischende Alternative zur katholischen Kirche dar. Ordensbrüder legten einen großen Wert auf Armut, Demut und Simplizität. Damit standen sie im Kontrast zur schon eher protzigen, traditionellen Kirche. Häufig als Wanderprediger unterwegs, unterstützten sie vor allem die Armen, Kranken und Marginalisierten seelisch und geistig. Entsprechend groß war ihre Beliebtheit in der mittelalterlichen Bevölkerung, was auch die damaligen Landesherren Berlins dazu veranlasste, den Mönchen einen festen Sitz in den Mauern Berlins anzubieten.
Feldsteinreste die unter der Klosterkirche gefunden wurden legen nahe, dass die Mönche in einer bereits bestehenden Kirche ansässig wurden. Das genaue Alter des Sakralbaus ist daher nicht umfassend geklärt; klar ist hingegen, dass der Bau gemeinsam mit der Nikolaikirche im Rennen um das älteste Gebäude Berlins ist. 1290 wurde den Franziskanern dann eine Ziegelei geschenkt. Ihre Überreste können heute noch in der Kreuzbergstraße gefunden werden. Erst diese ermöglichte schließlich den Bau des heutigen Klosters (oder besser gesagt das, was davon noch übrig ist), der im 14. Jahrhundert abgeschlossen wurde.
Blütezeit, Reformation, Ruin
Während seiner Blütezeit im Mittelalter galt das Kloster als Schauplatz von Bildung und Gelehrsamkeit. So wird gemutmaßt, dass sich hier die erste Druckerei Berlins befand. Auch einen botanischen Garten mit exotischen Tieren gab es hier. Die Mönche erfreuten sich einer großen Beliebtheit in der Berliner Bevölkerung. Ihre traditionelle graue Bekleidung legte den Grundstein für den Namen des Klosters, der bis heute erhalten bleibt.
Infolge der Reformation, die um 1539 in Berlin stattfand, wurde das Kloster säkularisiert, also seine Besitztümer an den Staat übertragen. Einige Mönche durften weiter in den Gebäuden leben; der letzte von ihnen verstarb dort 1571. Nur drei Jahre später wurde das Kloster dann zum Berlinerischen Gymnasium zum Grauen Kloster umstrukturiert. Dieses besteht noch heute, wenn auch an anderer Stelle.
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges nahm das ehemalige Kloster schwere Schäden, die durch den Bau eines U-Bahn-Tunnels noch erheblicher wurden. Noch bestehende Gebäudeteile wurden schließlich 1968 abgerissen um der Verbreiterung der Grunerstraße Platz zu bieten. Heute ist beiben ausschließlich die der Klosterkirche erhalten, die gelegentlich als Schauplatz für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.
Kloster-Sage
Über die Jahrhunderte hat sich zudem eine gruselige Sage der Ruine erhalten. Laut dieser soll der Geist des Mönchen Roderich bei nacht sein Unwesen in den alten Gemäuern treiben. Dieser war einst ein Ritter und aufgrund einer enttäuschenden Liebesbeziehung in das Kloster eingetreten. Durch eine Verletzung seines Beines eingeschränkt wurde er als „der hinkende Mönch“ verunglimpft und verbitterte zusehends. Er ging soweit, zwei Verbrecher für den Mord eines Ordensbruders anzuheuern und diesen anschließend den verfeindeten Tempelrittern zuzuschieben. Diese wurden für ihre vermeintliche Schuld hingerichtet.
Schließlich trat ein junger Mönch, Bernhard, in das Konvent ein. Dieser besiegelt sein eigenes Schicksal, indem er verlauten ließ, nicht an die Schuld der Templer zu glauben. Um seine Spuren zu verwischen lässt Roderich den jungen Mönch verhaften und im Keller des Klosters einmauern. Schließlich gesteht einer der beautragten Verbrecher, was wirklich passiert war. Ein wütender Mob stürmt das Kloster um Roderich zur Rechenschaft zu ziehen und findet ihn im Keller, wo er den toten Bernhard in den Armen hält. Neben ihm ein Brief seiner ehemaligen Geliebten, der den jungen Mönch als ihren gemeinsamen Sohn identifiziert.
Ihre Verwandschaft hatte man beiden Männern bis dahin aufgrund der Unredlichkeit eines außerehelichen Kindes verschwiegen. Roderich gesteht seine Taten und wird auf der Stelle von den Wutbürgern erschlagen. Sein Geist, so heißt es, ist jedoch an die Gemäuer der Ruine gebunden und bei nacht kann sein Wehklagen gedämpft aus dem Keller vernommen werden.