Berlin ist vielerorts mit auffälligen Leitungen durchsetzt, die teils sogar zum lästigen Hindernis werden und sich über ganze 60 Kilometer erstrecken. Doch was hat es mit ihnen auf sich? Kunstinstallation, Gasleitung oder doch nur ästhetisch verstecktes Abwasser?
Lange Leitungen
Die Antwort liegt recht auf der Hand. Was viele nicht wissen: Berlins Fundament ruht auf einem uralten Sumpfgebiet, das wir heute noch an einigen Ecken und Enden der Stadt entdecken können. Entsprechend hat die Hauptstadt ein sehr reiches Vorkommen an Grundwasser, das von Natur aus mit wertvollen Mineralien versetzt ist. Das erklärt auch den hohen Kalkgehalt unseres Leitungswassers, das Putzteufel und Pflanzenliebhaber:innen schnell zur Verzweiflung bringen kann. Der hohe Grundwassergehalt wird bei Bauarbeiten im Stadtgebiet jedoch äußerst lästig, da es Baugruben schleichend fluten kann und somit zu Bauverzögerungen führen kann.
Die clevere Idee hinter den Leitungen ist daher, das Grundwasser präventiv aus Grenzgebieten von Baustellen abzupumpen und dieses anschließend in die Spree abzuleiten. Ein besonders hohes Aufkommen der großen Rohre findet man deshalb in Bezirken in Spreenähe. Da Bauarbeiten in Berlin bekanntlich kein Ende finden, verschwindet auch das Rohrnetzwerk nicht und taucht regelmäßig an neuen Orten auf.
Warum Rosa?
Zwar findet man auch blaue Leitungen in der Stadt, ein Großteil ist jedoch in stylischem Pink gehalten. Aber warum genau diese Farbe?
Pollem, das Unternehmen, das hinter den Leitungen steckt, möchte mit ihnen ein Statement setzen. Anstatt die Rohre nur funktional in neutralen Tönen zu gestalten, wurden Psycholog:innen bei der Wahl der Farbe zu Rate gezogen. Zum einen gilt Rosa als äußerst beruhigende Farbe und findet (wie auch blau) Einsatz in Gefängniszellen. Zum anderen gilt es als Bewiesen dass Rosa die Lieblingsfarbe vieler Kinder ist, bevor sie gesellschaftlich programmiert werden, dass es eine „Mädchenfarbe“ ist. Somit entschied man sich für den interessanten Ton, der nun einen Farbklecks in die sonst eher graue Betonlandschaft zaubert. Gleichzeitig helfen die Hingucker sicher auch, um ein wenig zusätzliche Aufmerksamkeit für das Bauunternehmen zu generieren. Entstanden ist jedenfalls ein interessantes Netzwerk aus Leitungen, die sich wie ein Labyrinth durch die Hauptstadt ziehen.