Berlin liegt auf Platz 4 der europäischen Städte mit den meisten Brücken! Damit überholt sie überraschend sogar Venedig, das für seine verschlungenen Wasserstraßen bekannt ist. Bei genauer Betrachtung ist das auch eigentlich nicht wirklich verwunderlich, denn Berlins Fundament ruht auf einem ehemaligen Sumpfgebiet, dessen kolossaler Umfang heute nur noch erahnbar ist.
Von ihm zeugen bis heute jede Menge Grünflachen sowie die vielen Wasserwege, die die Topographie der Stadt durchsetzen wie feine Adern im Marmor. Die Landflächen dazwischen werden durch ganze 960 Brücken in allen möglichen Größen verbunden, die durch die Scheuklappen des Alltags oft aus unserem Bewusstsein verschwinden. Wir möchten den Übergängen der Stadt daher heute ein Monument setzen und huldigen den 10 schönsten Brücken der Stadt!
Oberbaumbrücke
Die Verbindung zwischen Friedrichshain und Kreuzberg gehört mit Abstand zu den ikonischsten Brücken Berlins. So ikonisch, dass sie auch auf dem Wappen des vereinten Bezirks einen Platz findet. Ursprünglich stand an ihrer Stelle eine Holzbrücke, die 1893 durch den roten Backsteinbau abgelöst wurde. Durch den Ausbau konnten dann auch Eisenbahnen die Spree überqueren. Vor dem Mauerfall verband sie die sowjetische mit der amerikanischen Zone und ist bis heute als zentraler Verkehrsknoten für Autos, Fußgänger*innen und U-Bahnlinien erhalten geblieben.
Schlossbrücke
Auch anstelle der heutigen Schlossbrücke in Mitte stand einst eine Holzbrücke. Diese wurde überwiegend genutzt, um Baumaterialien zur Konstruktionsstätte des Stadtpalastes zu schaffen. Nach der Fertigstellung des pompösen Bauwerkes wurde die profane Holzbrücke direkt nebenan ein Dorn im Auge des Königs Friedrich Wilhelm III. Sein Hausarchitekt Karl Friedrich Schinkel wurde daraufhin mit dem Bau einer angemessenen Brücke beauftragt. Die Skulpturen auf der Brücke zeigen acht Etappen aus dem Leben eines Helden und wurden von Schinkel selbst konzipiert. Er selbst konnte sie jedoch nie betrachten, da er vor Fertigstellung verstarb.
Friedrichsbrücke
Nur wenige Gehminuten von der Schlossbrücke entfernt liegt die Friedrichsbrücke, die den Hackeschen Markt mit der Museumsinsel verbindet. Sie erfuhr in ihrem Leben jede Menge Transformation: Erbaut wurde sie schon um 1703 und verband Berlin mit der damals eigenständigen Nachbarstadt Cölln. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann etliche Änderungen vorgenommen, um die Brücke imposanter zu gestalten. Ein kompletter Neubau erfolgte schließlich bis 1893 in Gusseisenform. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie wie etliche Brücken gesprengt und erst 1981 wieder vollständig aufgebaut – nur um in den 2010ern erneut umgebaut zu werden. Diesmal wurde ihre Breite verdoppelt und ihr Stil an die Gusseisenkonstruktion von 1893 angepasst.
Glienicker Brücke
Berlins längste Brücke verbindet Berlin mit Potsdam, wobei die Grenze genau in der Mitte der grünen Stahlkonstruktion liegt. Die aktuelle Version der Brücke wurde 1907 eröffnet. Zuvor lag die Brücke deutlich niedriger und wurde als Zugbrücke genutzt. Durch das verstärkte Verkehrsaufkommen zu Wasser und Land wurde die Glienicker Brücke schließlich höher gesetzt und ist seither simultan nutzbar. Sie ist zudem unter dem Namen Agentenbrücke bekannt, denn hier fand zur Zeit der DDR der Austausch von Spionen zwischen der Sowjetunion und der USA statt. 2015 wurde die Geschichte der Brücke mit „Bridge of Spies“ von Steven Spielberg verfilmt, wodurch sie weltberühmt wurde.
Marie-Elisabeth-Lüders-Steg
Ganze neun Übergänge verbinden die Spreeseiten im Regierungsviertel. Die interessanteste unter ihnen ist der Marie-Elisabeth-Lüders-Steg, vor allem wegen ihrer auffälligen Architektur auf zwei Ebenen. Diese ist der Postmoderne zuzuordnen, wie auch die beiden Parlamentsgebäude, die sie miteinander verbindet: das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Haus. Die untere Ebene des Stegs ist für Fußgänger*innen frei zugänglich, während die obere für einen unkomplizierten Übergang von Abgeordnet und Mitarbeitenden des Regierungsviertels genutzt wird. Unter den Abgeordneten wird sie deshalb spaßeshalber auch als die „höhere Beamtenlaufbahn“ bezeichnet.
Carl-Zuckmayer-Brücke
Gleich über der U-Bahnstation „Rathaus Schöneberg“ thront die Carl-Zuckmayer-Brücke und teilt den angrenzenden Park in zwei Areale. Durch ihre Zusatzfunktion als Haltestelle ist sie mit prägnanten Fenstern ausgestattet, die wartenden Fahrgästen ein wenig Tageslicht vergönnen. Gleichzeitig erlauben sie Parkbesucher*innen einen Blick auf die ein- und ausfahrenden Züge im Inneren. Benannt ist die Brücke übrigens nach einem deutschen Schriftsteller, der bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung am Deutschen Theater in Berlin tätig war und gleich an der Brücke lebte.
Monbijou-Brücke
Diese Brücke verbindet den gleichnamigen Park mit der Museumsinsel gleich am Bode-Museum. Besonders szenisch wirkt sie mit Blick von den angrenzenden Uferpromenaden am Abend, wenn die Sonne erst durch die Brücke wandert und dann in der Spree versinkt. Zur Goldenen Stunde wird dann auch das wunderschöne Gebäude des Bode-Museums angestrahlt und in ein einzigartiges Licht getaucht, was das gesamte Areal zu einem der besten Orte zur Entspannung macht.Wie viele Brücken, wurde auch diese bei der Schlacht um Berlin aus taktischen Gründen zerstört und nach dem Fall der Berliner Mauer aufwendig rekonstruiert.
Bösebrücke
Diese Brücke war Schauplatz eines emotionalen Höhepunktes in der Berliner Geschichte, denn hier öffnete am 9. November 1989 die erste Grenze in nach West-Berlin. Fertiggestellt wurde die Stahlbrücke im September 1916 unter dem Namen Hindenburgbrücke. Sie überstand den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden und wurde 1948 nach dem kommunistischen Widerstandskämpfer Wilhelm Böse benannt, der am 14. August 1944 in Brandenburg hingerichtet worden war. An ihn erinnert auch noch ein Stolperstein, der unweit der Brücke im Bezirk Wedding auf der Grüntaler Straße 32 zu finden ist.
Admiralsbrücke
Diese Brücke in Kreuzberg verdient sich einen Ehrenplatz auf unserer Liste. Aus rein ästhetischer Perspektive besticht die Brücke selbst nämlich nicht übermäßig. Trotzdem ist sie die älteste erhaltene schmiedeeiserne Brücke des Landwehrkanals und somit ein Urgestein Berliner Stadtgeschichte. Zudem ist hier eher die lauschige Atmosphäre, die besonders schön ist: Gerade im Sommer wird sie zum beliebten Treffpunkt etlicher Menschen, die es sich auf der wenig befahrenen Brücke mit Kopfsteinpflaster gemütlich machen. Auch sie ersetzte eine ehemalige Holzbrücke und wurde zwischen 1880 und 1882 konstruiert.