Schönheit ist nicht unbedingt das Wort, das einem in den Geist springt, wenn man an einen typischen Berliner U-Bahnhof denkt. Zu überwältigend sind dafür Assoziationen wie Dreck, Gestank und Klaustrophobie. Kann man über diese Makel hinwegsehen, hat der Berliner Untergrund ästhetisch aber einiges zu bieten. Wir haben uns auf die Suche gemacht und haben gleich sechs Anwärter für den Titel des schönsten Bahnhofs gefunden. Das sind unsere Kandidaten:
U-Bahnhof Rathaus Spandau
Erreicht man die Endstation der U7, wird man recht positiv überrascht. Nach einer Reihe von äußerst schmucken Stationen auf der U-Bahnlinie tun sich mit dem Bahnhof Spandau neue ästhetische Horizonte auf. Vom Architekten Rainer G. Rümmler (Namen bitte merken, den werdet ihr hier noch öfter lesen) entworfen, besitzt er annähernd monumentale Dimensionen. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1984 wird die Station von schweren, quadratischen Säulen getragen, die mit Metallelementen in Gold und türkisgrün verziert sind.
S+U Heidelberger Platz
An der Freien Universität gelegen, ist dieser U-Bahnhof ein Dreh- und Angelpunkt im Alltag tausender Studierender. Die unüblich tiefe Lage eröffnete dem Architekten Wilhelm Leitgebel jede Menge Spielraum im Entwurf der Station. Entstanden ist dadurch eine einmalige Station, die einer Kathedrale ähnelt. So ist etwa die Decke als Kreuzgratgewölbe angelegt, die mit hängenden Leuchtkandelabern eine wirklich epische Atmosphäre schaffen.
U-Bahnhof Paulsternstraße
Nun gehts nochmal auf die Strecke der U7 mit Halt auf der Paulsternstraße. Hier liegt eine der mit Abstand farbenfrohesten Stationen Berlins. Ein buntes Fliesenmosaik an den Wänden zeigt eine fröhliche Wald- und Wiesenlandschaft. Die Pfeiler hingegen sind mit bunten Elementen verkleidet und mit Naturmotiven geschmückt. Erbaut wurde dieser Bahnhof ebenfalls von Rainer G. Rümmler, der Anfang der 1960er das Amt als Leiter der Entwurfsabteilung des Hochbauamtes antrat. Er hat daher insbesondere an der Gestaltung der 31,9km langen Strecke der U7 mitgewirkt und uns einige der individuellsten U-Bahnstationen hinterlassen.
U-Bahnhof Mohrenstraße
Namentlich findet diese Station eindeutig keinen Platz mehr in der Gegenwart, gut gealtert ist hingegen ihre Optik. Diese wird nämlich von königsroten Marmorverkleidungen der Wände und Säulen dominiert. Eröffnet wurde die Station zwar schon 1908 als Kaiserhof, wurde jedoch durch im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Zur Restaurierung im Jahr 1950 nutzte man dann einen Marmor, der zum Bau der Neuen Reichskanzlei angedacht war, jedoch dort nie verbaut werden konnte. Aufgrund ihres rassistischen Namens gaben die Berliner Verkehrsbetriebe jahrelangem Aktivismus nach und verkündeten im Jahr 2020, den Namen der Station künftig ändern zu wollen.
S+U Schlesisches Tor
Der U-Bahnhof am Schlesi hat seinen Namen eigentlich nicht ganz verdient. Denn tatsächlich fahren hier keine Bahnen im Untergrund sondern eigentlich weit über den Straßen der Stadt als Hochbahn. 1902 wurde die Station erbaut und ist damit eine der ältesten in Berlin. Entschieden wurde sich beim Bau für einen historischen Stil mit Zierwerk der Neurenaissance. Dieses ist in etlichen Säulen, Gesichtern, Schnörkeln und floralen Mustern auf der Fassade zu finden.
U-Bahnhof Eberswalder Straße
Dass die Station der Eberswalder Straße zu den schönsten in Berlin zählt, ist definitiv kein Wunder. Die grüne Brücke aus genietetem Stahl zieht sich über die gesamte Länge der Schönhauser Allee und ist damit ein Blickfang im gesamten Bezirk Prenzlauer Berg. Der Bahnhof selbst glänzt im gleichen industriellen Charme, der sich von den historischen Steintreppen und Brückenpfeilern absetzt und somit einen interessanten Kontrast schafft.
U-Bahnhof Wittenbergplatz
Auf dem Ku’damm gelegen, hebt sich das Gebäude der Station wunderbar von den sonst eher seelenlosen Bauten der umliegenden Konsumtempel ab. Während das Exterieur des U-Bahnhofes in Muschelkalkplatten verkleidet ist, ist die kreuzförmige Halle im neoklassizistischen Stil entworfen. Von hier aus erreicht man die Bahnsteige im Untergeschoss, von denen gleich drei U-Bahnlinien in alle Richtungen Berlins führen.
Nun da ihr alle Kandidaten kennt, kann der Schönheitswettbewerb offiziell losgehen! Wer ist eurer Favorit?