Die Suche nach Berlins kürzester Straße hat sich als eine Schnitzeljagd der Superlativen und Gegensätze entpuppt!
Umgeben von pastellfarbenen Gebäuden mit historischem Flair liegt sie verborgen. Nur schmale 16 Meter misst die Eiergasse und liegt in Berlins ältestem Areal: Dem Nikolaiviertel.
Kürzester Weg ins Mittelalter
Was die Eiergasse an Strecke einbüßt, macht sie durch pure Atmosphäre wieder wett. Sie fungiert nämlich als Portal zwischen der Metropole Berlin und ihrem mittelalterlichen Kern. Der lässt einen fast vergessen, das man gerade in einer der größten Städte Europas unterwegs ist! Die Eiergasse verbindet zudem eine von Berlins hochfrequentiertesten Straßen mit einem der ruhigsten Orte der Hauptstadt: dem Nikolaikirchplatz.
Auf diesem thront die namensgebende Kirche des Viertels. Sie zeichnet sich durch ihre roten Backsteine aus, die sich hervorragend von den patinabesetzten Zwillingstürmen abheben, die auf ihnen sitzen. Auffallend ist zudem ihre Schichten-Optik, die ein Testament ihres Alters ist. Die Nikolaikirche wurde nämlich bereits um 1230 errichtet und erhielt im Laufe ihres Alters einige Aufbauten in den jeweils modernen Stilen jener Zeiten. Die letzte größere Renovation fand erst um 1984 statt, nachdem das gesamte Viertel schwere Schäden durch den Zweiten Weltkrieg erlitten hatte.
Ei-gentlich länger!
Im Mittelalter war die Eiergasse eine vielgenutzte Straße, denn sie führte vom Zentrum der Stadt zum Molkenmarkt, einem damaligen Handelsviertel. An seine Funktion als solches erinnert heute zum Beispiel auch die Alte Münze, ein ehemaliges Münzprägewerk, das als Kulturzentrum umgestaltet wurde. Folglich war sie in ihrer Ursprungsform um einiges länger und maß vermutlich um die 50 Meter. Durch die Bombariderung im Zweiten Weltkrieg wurde sie jedoch gänzlich vom Stadtbild gesprengt und ebenfalls 1984 renoviert – wenn auch nur in verstümmelter Form.
Der Name der Eiergasse lässt sich mit diesem Hintergrundwissen recht schnell ableiten. Während einige Landwirte auf dem Molkenmarkt um ihre Milchprodukte feilschten, boten andere Eier auf dem Weg zum Marktplatz an – beides nur einen Eierlauf entfernt von der Bollengasse. Bolle ist der Berlinerische Ausdruck für eine Zwiebel, die eben auf dieser Straße angeboten wurden.
Macht euch selbst mit der kleinsten Straße vertaut und geht auf einen (kurzen) Trip ins Nikolaiviertel!