
Städte entwickeln sich ständig und so werden Gebäude aufgegeben, sobald sie ihren ursprünglichen Nutzen verlieren. Viele davon sind zu teuer, um sie instand zu halten oder abzureißen, und werden deshalb dem langsamen Verfall preisgegeben. Doch sie verfallen nicht in Einsamkeit. Diese sogenannten Lost Places oder Abandoned Places ziehen in den letzten Jahren Urban Explorer (Urbexer) an, die mit Kamera oder Sprühdose ausgerüstet, sich die Bauten zu eigen machen.
Wie verhält man sich als Urban Explorer?
Es ist kein Wunder, dass Berlin mit seiner aufgewühlten Geschichte so viele Lost Places hat, dass dazu schon mehrere Bücher publiziert wurden. Wir weisen an dieser Stelle an die ausführliche Webseite abandonedberlin.com hin, die vom Journalisten Ciarán Fahey betrieben wird, der bereits zwei Bände über die verlassenen Orte in und um Berlin herausgegeben hat (jeweils zweisprachig).
Obwohl das Urban Exploring ein aufregendes und abenteuerliches Hobby ist und vielerorts relativ problemfrei ausgeführt werden kann, gibt es dabei einige Punkte zu beachten.
- Lasst nichts zurück. Vandalismus und Diebstahl sind ein No-Go.
- Geht keine Gefahren ein, die Gebäude sind baufällig.
- Seid vorsichtig und respektvoll. Einige Lost Places sind bewacht, andere werden von Nachbarn im Auge behalten.
- Teilt keine spezifischen Adressen für die Orte

Zu unserer Auswahl
Wie bereits erwähnt, kann man Bücher mit Infos zu den Lost Places in Berlin und Umgebung füllen. Um euch einen guten Eindruck über die große Abwechslung unter den Abandoned Places zu geben, haben wir einerseits allzu bekannte Orte wie den Teufelsberg aus unserer Liste ausgeschlossen und versucht, uns trotzdem an die bekannteren unter den verlassenen Orten zu halten.
Einige Lost Places sind dabei, neu entwickelt zu werden und deshalb nicht mehr lost (z.B. die Alte Eisfabrik in Mitte, der Bierpinsel oder der Spreepark). Der Zugang zu manchen Lost Places ist erschwert (danke an abandonedplaces.com und die hilfreichen Bewertungen zur Erreichbarkeit der Orte!). Zudem fokussieren wir uns in dieser Liste eher auf Lost Places in Berlin und mussten daher Orte wie die Beelitz-Heilstätten außen vor lassen.
1. Stasi-Hotel
Das Hotel, das keines wurde. Der Zusammenbruch der DDR kam, bevor das Gebäude fertiggestellt werden konnte. Das Haus, das auch als MfS-Ferienheim Buchheide bekannt ist, sollte den Staatsspitzeln etwas Ruhe zwischen ihren Lauschangriffen und Manipulationen bieten und sollte zu diesem Zwecke neben 180 Schlafzimmern auch mit einem Pool, einer Sauna, Bar und Bowling ausgestattet sein. Zum Glück fand das nicht statt und nun wachsen die Bäume durch die leeren Stockwerke. Die Stasi-Geister geben dem Lost Place einen Extragrad an spookyness, doch es ist nicht allzu schwer, den maroden Zaun zu überwinden, um aufs Gelände zu kommen.
2. Naturpark Südgelände
Das Südgelände in Schöneberg ist wahrscheinlich der am einfachsten zu entdeckende Lost Place auf dieser Liste. Aus dem ehemaligen Bahnhof wurde im Laufe der Jahre ein Naturschutzgebiet – und deshalb sind auch einige Bereiche nicht zugänglich. Neben den Gleisen gibt es auch ein Bahnbetriebswerk und ein Wasserturm zu besichtigen. Die Dampflok ist schließlich eines der beliebtesten Fotomotive des Südgeländes. Falls ihr mehr Schauerfaktor braucht: Kommt einfach beim Einfall der Dunkelheit. Das sollte im Herbst und Winter einfach fallen.
3. Institut für Anatomie
Perfekt für euren eigenen kleinen Halloweenfilm ist das ehemalige Institut für Anatomie der FU Berlin, das im Jahr 1949 wurde hierher ausgelagert wurde. Nachdem 2003 die medizinischen Fakultäten der Berliner Unis zusammengelegt wurden, hatte das Gebäude keinen Zweck mehr. Höchstens um geheime Tests an Leichenteilen durchzuführen, in den ehemaligen Räumen der Pathologie im Kellergeschoss. Im Obergeschoss könnt ihr dann eure Kamera bemühen und die ehemaligen Hörsäle – die nun von Graffiti überzogen sind – ablichten. Solange es noch Licht gibt.
4. Kinderkrankenhaus Weißensee
Wie das obige Foto zeigt, schneidet dieser Lost Place auf der Skala des Verfalls noch besser ab als seine Vorgänger auf dieser Liste. So kann ein Krankenhaus, das zu seiner Zeit zu den fortschrittlichsten Einrichtungen seiner Art gehörte, enden. Modernste Technik, ein Park für frische Luft und sogar ein eigener Bauernhof für Versorgung mit Milch machten das Gebäude zum Stolz von Weißensee. Nachdem es 1997 geschlossen wurde, wurde es zu einem Top-Spot für Urban Explorers. Passt nur auf, nicht durch die Treppe zu brechen.
5. Ballhaus Grünau

Hier spielt die Musik lange nicht mehr. 1890 war das Ballhaus Riviera in Grünau das, was das Berghain heute ist. Wird das Berghain in 130 Jahres so aussehen? Wohl kaum, denn das Gebäude wird sicherlich neu genutzt. Zurück zum Thema: Im Ballhaus Riviera konnte man das ganze Jahr hindurch tanzen und feiern, vor allem, nachdem die Sommerspiele von 1936 dem Veranstaltungsort neuen Rückenwind verliehen hatten. Doch alles hat ein Ende und so ist das Klavier nur ein Staubfänger, nachdem das Ballhaus 1990 geschlossen wurde. Wieder einmal hat abandonedberlin einige der besten Bilder der Anlage.
6. Luft- und Badeparadies Blub
Blub, blub, blub. Untergegangen ist auch dieses ehemalige Freizeitzentrum. Wobei es in gewisser Weise nun auch zu Freizeit und Spaß beiträgt. Einer der Kommentare, den wir dazu im Netz fanden, berichtete zum Beispiel davon, dass das Blub zur Coronazeit von 2020 ein Partyort war. Ursprünglich wurde das Spaßbad in Britz wegen Rattenbefall und unhygienischen Zuständen geschlossen. Dazu kommt die enorme Einsturzgefahr nach mehreren Bränden. Nutzt also die vielleicht letzte Chance, dieses Lost Place zu sehen und den Ratten Hallo zu sagen.
7. Irakische Botschaft
Eines der berüchtigtsten Lost Places in Berlin ist die ehemalige irakische Botschaft in Niederschönhausen, das 1991 zurückgelassen wurde, als die letzten irakischen Botschafter Deutschland zurückließen. Das Seltsame an diesem Bauwerk ist, dass es zwar Deutschland gehört, der irakische Staat jedoch ein ewiges Nutzungsrecht daran hat. Es ranken sich viele Geschichten um die Botschaft. War es einmal Zufluchtsort von Terroristen? Waren hier vertrauliche Dokumente von Hussein gelagert? Auf jeden Fall soll der Zugang zu diesem Ort schwieriger sein, als zu den anderen gelisteten. Seid auf der Hut.
Lost Places in Berlin sind verlassene Orte, die oft eine geheimnisvolle und faszinierende Atmosphäre ausstrahlen. Sie erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten und sind mit der Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner verbunden. Viele Leute finden es spannend, diese Orte zu erkunden und die Schönheit des Verfalls zu erleben. Allerdings sollte man darauf achten, dass das Betreten von verlassenen Gebäuden oft illegal und gefährlich sein kann. Also, wenn du dich auf ein Abenteuer in einem Lost Place begeben willst, dann sei vorsichtig und halte dich an die Regeln!