Der Juni lässt keine Kunst-Wünsche offen. Die Berlin Biennale läuft, letzte Woche hat die documenta angefangen, und als Nächstes steht 48 Stunden Neukölln vor der Tür. Ich esse meinen Kopf! Kafayı yemek – der türkische Spruch ist das Motto der diesjährigen Ausgabe. Die Redewendung wird als dramatische Interjektion verwendet und kann positiv oder negativ konnotiert sein. Wir werfen einen Blick auf das Programm, damit ihr euren Kopf nicht verzehren müsst, sondern ihn mit Kunst füllt.
Denn es sind nicht weniger als 230 künstlerische Projekte an 180 Orten, vom Maybachufer bis zur Hermannstraße. Das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst ist ebenso mit dabei, wie die Tankstelle in der Sonnenallee. Bildende Kunst, Musik, Performance, Theater – das größte freie Kunstfestival Berlins zieht wieder alle Register.
Ein neues Leitungsteam (Sharmila Sharma und Siri Ermert) und kuratorisches Team (Canberk Akçal, Laura Awad, Viviana Medina, Sadaf Vasaei und Elif Yildirim) sind an Bord und das Festivalprogramm bleibt so wild, wie Neukölln. Folgendes kommt auf euch zu.
1. Das Eis wird gebrochen
48 Stunden Neukölln bricht das metaphorische Eis auf der trockengelegten Eislaufbahn im Eisstadion Neukölln. Euch erwartet ein Programm mit türkischem Post-Punk (Karta Delik), HipHop (EsRAP), Performances, Kunst und Panel-Talk. Gemeinsam mit dem IÇ IÇE-Festival für neue anatolische Musik organisiert. Ice cold alles das.
2. Signale werden gesendet
Acht Installationen im öffentlichen Raum, Signals, reisen durch Raum und Zeit auf der Suche nach Rezipienten. Zwei gelangweilte Figuren sitzen auf einer Tankstelle. Eine Soundinstallation bekundet Liebe. Ein Ort namens WOMB ermöglicht mit Klang und Licht ganz nahe bei sich zu sein. Eine Rikscha voller Squirt-Eis bietet Abkühlung und Diskurs über Sexualität.
Hier geht es zu allen Signals.
3. Kunst geht unter und auf die Haut
Ein Tattoomat vor dem Space von Notes of Berlin in der Nansenstraße versorgt eure Haut mit Motiven und Statements von 10 Künstlerinnen und Künstlern. Garantiert schmerzfrei.
Tattoomat bei Notes of Berlin, Nansenstraße 2
4. Es wird (fast) 48 Stunden lang gelesen
Das queer-feministische Kollektiv Dickc.Lit macht das Alte Finanzamt zur Slam Poetry-Bühne und zum Open Mic. Kurzgeschichten, Fragmente, Rap, Lyrik und mehr Geschriebenes strömt euch entgegen. Natürlich isst jeder Text einen Kopf.
Altes Finanzamt e.V., Schönstedtstr. 7
5. Ich esse mein KINDL
Ein Veranstaltungsort, den wir zum Fressen gerne haben: DasKINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst ist immer wieder einer der ‘Hauptstandorte’ des dezentralisierten Kunstfestivals. Erwartet Installationen, Performances, Fotos und mehr. Titel wie „The Floor is Lava“, „Der Himmel is Blau“ und „Burned Field“ locken ins Kesselhaus der ehemaligen Brauerei, das pure Industrieromantik verströmt.
KINDL-Kesselhaus, Am Sudhaus 3
6. Wir reiten durch den Polymedialen Ponyhof
Unterwegs begegnen wir Virtual Reality-Fledermäusen, schreienden Frauen, audiovisuellen und visuellen und auditiven Installationen und Projekten, wir waschen uns zwanghaft die Hände, begegnen uns im Karaoke und bei einer Kopfhörer-Party.
Polymedialer Ponyhof, Kienitzer Str. 11
Keine Angst vor Kunst
Das klingt nach viel. Am besten ist es, einfach loszuziehen und Kunst live zu erleben. Weitere größere Spaces sind neben KINDL-Brauerei und Altem Finanzamt die Galerie im Körnerpark, doch die Idee ist es, dass Kunst den öffentlichen Raum einnimmt und einem von dort entgegenkommt, wo man es nicht erwartet. Und da jede Galerie/Projektraum/Ort kostenfrei zu besichtigen ist, kann man nichts falsch machen.
Um die Planung etwas zu vereinfachen, könnt ihr einen der drei Infopoints ansteuern. Sie sind am Hermannplatz, Herrfurthplatz und an der Richard-Straße/Jan-Hus-Weg zu lokalisieren.
Haltet eure Köpfe fest!