Berlin hat eine Straße in Friedrichshain-Kreuzberg nach der verstorbenen Aktivistin, Wissenschaftlerin und Schriftstellerin Audre Lorde benannt. Lorde, die für ihre eindringlichen Essays und Gedichte über Rasse, Klasse und Geschlecht bekannt ist, war während ihrer Zeit in Berlin maßgeblich an der Entstehung der afrodeutschen und schwarzen deutschen Frauenbewegung beteiligt.
Ein Vermächtnis des Aktivismus
Audre Lorde, die sich selbst als „schwarz, lesbisch, feministisch, sozialistisch, Mutter, Kämpferin, Dichterin“ bezeichnete, war in den 1980er Jahren regelmäßig in Berlin zu Gast und nahm während ihrer Zeit in der Hauptstadt auch eine Gastprofessur an der Freien Universität (FU) an. Dabei inspirierte sie auch die Gründung der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) und der ADEFRA (Vereinigung Schwarzer Frauen in Deutschland). Beide Gruppen kämpften gegen Rassismus und förderten die Sichtbarkeit Schwarzer Deutscher und stellten die Vorstellung in Frage, man könne nicht gleichzeitig Schwarz und deutsch sein.
Die Umbenennung der Straße, die von LGBTQ+- und Anti-Rassismus-Aktivisten sowie den Grünen unterstützt wird, spiegelt eindeutig die Vielfalt und Offenheit Berlins wider. Trotzdem stieß die Umbenennung auf einigen Widerstand, was letztlich zu einem Kompromiss führte, durch den nun nur die Hälfte der Straße nach Lorde umbenannt wurde, während die andere Hälfte weiterhin an ihren ursprünglichen Namensgeber, Otto Theodor von Manteuffel, erinnert.
Straßenumbenennung wird von Fotoausstellung begleitet
In Verbindung mit der Umbenennung wird die Fotoausstellung „Audre Lorde – The Berlin Years“ mit Werken von Dagmar Schultz gezeigt, die auch einen Dokumentarfilm über Lordes Zeit in Berlin produziert hat. Die Ausstellung beleuchtet den bedeutenden Einfluss, den Lorde auf die Stadt und ihre Bewohner hatte, insbesondere auf die schwarze und LGBTQ+-Community. Bei der Ausstellungseröffnung rezitierte die Wissenschaftlerin Marion Kraft Lordes letztes Gedicht „Ostberlin, Dezember 1989“, in dem sie den anhaltenden Kampf gegen Rassismus hervorhebt. Schultz, die eine Schlüsselrolle dabei spielte, Lorde nach Berlin zu bringen, erinnerte an ihren Geist der Unverwüstlichkeit und ihr Engagement, jede „Macht“, die man besitzt, zu nutzen, um Veränderungen zu bewirken.