
Schon von außen macht die Ausstellung im ehemaligen Stadtbad Lichtenberg (auch bekannt als Hubertusbad) einiges her. Das Gebäude aus den 1920ern sprießt noch heute im Charme der Goldenen Zwanziger – wenn auch nach knappen 100 Jahren der Lack schon ein bisschen ab ist. Bemerkbar macht sich der Einfluss seiner Bauzeit insbesondere an der Art Deco-Architektur, die sich durch das ganze Gebäude zieht. Über dem Eingangsportal sind so zum Beispiel abstrakte Figuren eingelassen, die wie Springer posieren, die gleich ins kühle Nass springen. Drinnen geht es dann nach einem freundlichen Empfang ähnlich weiter, schöne Fliesen und mächtige Säulen dominieren das Gebäude.
Bei Stadtbad RELOADED trifft Lost Place auf moderne Kunst
Gleich nach dem Eintritt haben wir die Wahl nach links oder rechts abzubiegen. Wir entscheiden uns erst für den rechten Weg und gelangen durch einen Korridor zu einem stillgelegten Teil des ehemaligen Stadtbads, der heute nicht mehr gänzlich zugänglich ist. Fotos lassen sich durch die vielen Fenster trotzdem machen. Auf dem Weg dahin begleitet uns das eigentliche Highlight der Ausstellung: Digitale Kunstwerke, die auf Bildschirmen an den Wänden platziert sind. Ihre Vertonung und LED-Leuchten werfen die gesamte Atmosphäre in ein schummriges Licht, das irgendwie unheimlich aber gleichzeitig auch sehr fesselnd wirkt. Das Gebäude selbst wirkt dabei ein bisschen wie ein Labyrinth, durch das man sich sehr frei bewegen kann. So findet man sich gelegentlich auf Emporen oder in etwas versteckten Räumen wieder, in denen man ebenfalls von digitaler Kunst überrascht wird. So haben wir zum Beispiel einige elektronische Quallen in einer Lichtsäule gefunden, wo wir sie am wenigsten erwartet hätten – wo genau, findet ihr besser selbst heraus.
Stadtbad RELOADED: Ein Tauchgang in die Tiefen des alten Schwimmbads
Unser Weg führte uns schließlich zurück in den anderen Flügel des Gebäudes, in dem sich viele Korridore vom Hauptgang ableiten. Am Abend war es hier ziemlich düster und die Stimmung erinnerte ein bisschen an ein gewisses Zauberergefängnis. Auch in diese schattigen Ecken haben wir uns jedoch gewagt und unser Forschergeist wurde mit noch mehr spannenden Kunstwerken belohnt. Das eigentliche Highlight liegt dann in der alten Schwimmhalle: Durch die ehemaligen Ankleidekabinen – die noch im Original erhalten sind – erhaltet ihr Zugang zum einstigen Pool-Bereich. Hier werden einige Kunstwerke auf Säulen präsentiert und in einer Landschaft aus Sitzsäcken könnt ihr die ätherische Hintergrundmusik und ein besonderes Kunstwerk im Dachgiebel genießen – auch hier: No Spoilers.
Über zwei Treppen gelangt ihr von hier noch in ein Obergeschoss, das aus einer Galerie besteht, von der ihr auf die Kunstwerke im Erdgeschoss blicken könnt. Daneben finden sich auch hier etliche Umkleiden, in denen uns wieder schummrige Bildschirme mit interessanten Animationen erwarteten. Hier konnten wir angenehm entschleunigt entlangschlendern und die Werke in Ruhe auf uns wirken lassen. Durch die schon langsam untergehende Sonne herrschte in der gesamten Ausstellung ein besonderes Feeling – insbesondere in der Galerie und den ansonsten unbeleuchteten Korridoren traten die digitalen Werke besonders aus ihren Bildschirmen hervor, was einen sehr intensiven und fast gespenstischen Eindruck vermittelte.
Insgesamt war die Ausstellung für uns ein echtes Highlight, insbesondere weil man sich überraschend frei durch die alten Hallen bewegen kann und auch eher versteckte Orte im ehemaligen Lost Place erkunden kann. Am besten überzeugt ihr euch aber selbst; Tickets bekommt ihr hier!