Der Strom an beeindruckenden Künstlern aus Chicago reißt nicht ab. Saba, Smino, Noname, Mick Jenkins, Jean Deaux: Die gegenwärtige Generation muss sich nicht vor den Kanye Wests dieser Musikwelt verstecken. Im gleichen Atemzug darf Ravyn Lenae genannt werden. Teil von Sminos Kollektiv Zero Fatigue und seit 20. Mai 2022 endlich mit einem eigenen Major-Labeldebut gesegnet. HYPNOS auf Atlantic wird seinem Namen gerecht: Lasst euch am 20. Juni in der Kantine am Berghain davon überzeugen.
Die 16 Songs von HYPNOS sind federleicht und präzise, getragen von Lenaes hingehauchtem, ätherischen Gesang, der sich um den Zucker und Zimt der Produktionen von Steven Lacy oder Monte Booker herumwindet. Es gibt Quietsch-Funk „Venom“ und spacey Gitarrenpop („Skin Tight“, im Duett mit Steve Lacy). Es gibt verträumtes Süßwerk („Higher“) und es gibt „Satellites“, das sich fast wie eine Neptunes-Powerhymne anhört. Lenae lässt sich keine einzige Melodie entgleiten.
Jeder musikalische Einfuss aus dem weiten Universum von R’n’B, Neo-Soul und Afrobeat bietet ihrer punktgenauen Gesangstechnik den richtigen Rahmen. Pitchforks Gio Santiago (der das eh besser ausdrücken kann) hört darin Referenzen an Ikonen der 90er und 00er Jahre – am klarsten ist dies vielleicht Aaliyah. Auch wenn die Themen von HYPNOS nicht die neuesten sind, die Art und Weise, wie Ravyn Lenae mit Herzschmerz und persönlicher Entwicklung umgeht, inspiriert schon beim ersten Hören und gibt einem das Gefühl, dass alles irgendwie alright sein wird.
Glaubt einfach euren eigenen Ohren und stimmt euch für das Konzert ein mit den Singles „M.I.A.“, „Light Me Up“ und „Skin Tight“. Jeder Song des Albums ist mit einem Video auf Ravyn Lenaes YouTube-Account zu finden, so smooth und so aalglatt wie die Songs selbst.