Im Nordwesten Berlins, abseits der ausgetretenen Pfade, steht eine der ältesten und beeindruckendsten Eichen der Stadt – die „Dicke Marie“. Diese Stiel-Eiche (Quercus robur) ist ein echtes Naturdenkmal im Tegeler Forst und zieht schon seit über einem Jahrhundert Besucher:innen in ihren Bann. Schon historische Postkarten aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts zeigen die Eiche oft als beliebtes Ausflugsziel. Wir sind den Spuren des ältesten Baums Berlins nachgegangen.
So hat sich Berlins ältester Baum seinen Namen verdient
Die „Dicke Marie“ verdankt ihren Namen angeblich den Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt, die in der Nähe im Schloss Tegel aufwuchsen. Der Legende nach benannten sie den Baum nach ihrer wohlbeleibten Köchin Marie, weil die Eiche die Brüder an ihre „Hüftpolster“ erinnerte. Ob das wirklich stimmt, bleibt unklar, aber es verleiht dem Baum eine –mehr oder weniger– charmante Hintergrundgeschichte.
Die Eiche steht heute etwas versteckt und hat über die Jahre viele ihrer unteren Äste eingebüßt, da sie zusehends von anderen Bäumen umgeben und somit beschattet wird. Trotzdem beeindruckt sie weiterhin mit ihrem massiven, knorrigen Stamm, der in 1,5 Metern Höhe einen Umfang von gnzen 6,10 Metern hat. Ihr Alter wird auf etwa 500 bis 600 Jahre geschätzt, was durch verschiedene historische Quellen unterstützt wird.
Ihr erstaunliches Alter verdankt Marie unter anderem ihrem Standort nahe dem Tegeler See, der in einer feuchten Senke gelegen ist. Dieser Umstand macht Berlins ältesten Baum besonders unempfindlich auch gegen trockenere Jahre, wie zuletzt 2018-2020. Diese günstigen Bedingungen ermöglichen es der „Dicken Marie“, weiterhin zu gedeihen, auch wenn sie nur noch eine kleine Krone hat und nur wenige Eicheln produziert. Gleichzeitig kommt ihr als einzigartiges Naturdenkmal und Teil der Nationalerbe-Bäume aber auch ein ziemliches Spa-Treatment zu Gute: So wird sie vom Forstamt Tegel sorgfältig umsorgt, um ihr ein würdevolles Altern zu ermöglichen. So werden unter anderem auch keine Verkehrssicherungsmaßnahmen (zum Beispiel Rückschnitte) an ihr vorgenommen, was uns gleichzeitig ermöglicht, ihren natürlichen Alterungsprozess zu beobachten und zu dokumentieren. Schaut vorbei, Marie ist definitiv einen Ausflug wert!