Wenn euer Herz für Berliner Bühnen schlägt, dann wisst ihr es längst. Vom 8. bis zum 18. Juni bringen die Autor:innentheatertage 2022 frischen Wind an die Bühnen des Deutschen Theaters. Nach coronabedingten Ausfällen ist das Festival dieses Jahr in seiner Originalversion zurück. Sein Fokus liegt auf drei Texten, die vom Juroren-Trio Ferdinand Schmalz, Julischka Eichel und Christiane Rösinger ausgewählt wurden und am Ende, am 18. Juni, uraufgeführt werden. Das nennt sich dann Die Lange Nacht der Autor:innen.
Davor kommt der Warm Up, der mindestens so spannend ist. Zehn Tage lang folgt Berlinpremiere auf Berlinpremiere mit neun der fesselndsten Stücke der letzten Jahre, die von Größen wie Frank Castorf, Armin Petras und anderen inszeniert werden.
Diese Stücke würden wir uns ansehen
Nach einem ersten Durchlauf durch die Webseite des Deutschen Theaters — und die vielversprechenden Stills — kristallisieren sich einige Favoriten heraus:
Judith Shakespeare – Rape and Revenge
Text: Paula Thielecke
Regie: Christina Tscharyiski
Judith who? In ihrem Gewinnbeitrag, der am 18. Juni auf der Hauptbühne zu sehen sein wird, ruft Thielecke Shakespeares Schwester ins Leben, die über sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung als Kulturpraxis schreibt, von Lukrezia zu Gretchen. Ouf.
Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen!
Text: Elfriede Jelinek
Regie: Frank Castorf
Elfriede Jelineks klarsichtiges Stück untersucht die Pandemie, die Mythen und Machtstrukturen darum, aber auch den Lärm, den wir dauernd produzieren. Es geht um Viren und Impfstoffe, um die Gates und die Götter. Wie üblich bei Jelinek wird es sicher einschneidend und eindrucksvoll.
Wounds are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)
Text: Sivan Ben Yishai
Regie: Marie Bues
Allein der Titel macht’s. Wer kann widersprechen, dass Wunden immer da sind? Ben Yishais Ritt durch die Geschichte führt sie von 2014 nach 1938. Dabei probiert sie Identität um Identität an, Holocaustüberlebende, Zionistin, Asylsuchende. Welche passt? Individuelle Wunden treffen hier auf kollektive.